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Aus der "Planete 2CV" mit freundlicher Genehmigung von Fabien Sabates, übersetzt von Harald:

Gelbes Trikot für den 2CV

Diesen Sommer (1999) war die Ente wieder bei der Werbe-Karawane der Rad-Tour de France.

Die Idee kam von der Werbeagentur Cogep, den 2CV für eine Werbecampagne im Juli / August unter dem Motto "En route l'ete" in den großen Supermärkten in Szene zu setzen (Verkaufsstände mit Frontansicht Ente und dahinter viele Cochonou-Würste).

Die Konzeption war bereite entwickelt und so entschied man sich, den 2CV in der Tour de France in den Vordergrund zu stellen, um so seine Bekanntheit zu nutzen (familiär, gastfreundlich und menschennah) und so gab die Tour de France dem Marketingvorhaben eine darstellende und außergewöhnliche Bedeutung. Cochonou entschied nun, den 2CV zu nehmen und auf den Straßen in Frankreich zu fahren. Man hat bei Citroën angefragt ob es sie stört, das Image des 2CV zu nutzen. Citroen antwortete, daß es sie nicht stört, da das Fahrzeug nicht mehr vertrieben wird, aber man möchte das Vorhaben auch nicht sponsern. Und betreffend Fiat, dem offiziellen Fahrzeugausstatter, stellte es auch kein Problem dar, da der 2CV ein Sammlerauto und nicht mehr ein modernes, zeitgemäßes Auto ist.

Die Tour? Ein kolossaler Anziehungspunkt!
Man muß wissen, daß die Tour de France einer Marke erlaubt, einen großen Teil der französischen Bevölkerung anzusprechen. Tatsächlich sind während des großen Spektakels in den 3 Wochen mehr als 15 Millionen Menschen zugegen. Diese 15 Millionen Menschen könnte Cochonou mit der Verteilung von 300.000 kleinen Gratis-Würstchen verhätscheln.
Sobald die Entscheidung gefallen war, unterzeichnete Cochonou einen Vertrag als offizieller Tour de France-Ausstatter für 3 Jahre. Es blieb also noch alles zu organisieren und bereitzustellen. Die Agentur Solo, eine der 4-5 größten französischen Werbeagenturen, mußte dafür gewonnen werden. Cochonou beauftragte Solo, die 2CV-Tour de France zu entwerfen. Man muß sie finden, kaufen, mit Kühlschränken ausstatten für die Wurstverteilung und sie dekorieren. Ferner mußte das Personal gefunden werden, ca. 12 Personen einheitlich eingekleidet werden und Unterkünfte und Verpflegung gebucht werden. Zusätzlich mußte alles in Rekordzeit organisiert und bereitgestellt werden, da die Entscheidung erst 2 1/2 Monate vor dem Start der Tour de France fiel.

Die 2CV im karierten rot/weißen Tischtuchdesign
Die Ente für die Verkaufsstände wurde entworfen von der Agentur Cogep in Lyon. Von dieser Vorlage entstand dann das Dekor des "2CV Cochonou" im karierten rot/weißen Tischtuchdesign, überdeckt mit dem gelb/roten Logo von Cochonou. Das Dach wurde in gelb vom "Maison de la Housse" gekauft und die Inneneinrichtung blieb original. Um die Enten zu finden studierte Nicolas Meslier (Verantwortlicher von Solo) Oldtimerzeitschriften und fand viele 2CVs, die zu verkaufen waren. Da er aber kein Spezialist von 2CVs ist, was sollte er in der kurzen Zeit kaufen? Am Anfang, während der Lektüre der "Planete 2CV" vom April, wollte er die 2CV-Katia (den Aprilscherz) kaufen, um die Tour de France zu machen. Am Ende wandte sich Nicolas an den Citroën-Händler "Pierre" in Arcueil in der Nähe von Paris, wo er die 4 Fahrzeuge auf einmal kaufte. Man brachte sie in eine Karosseriewerkstatt, damit sie einwandfrei aussahen. Zwischenzeitlich kontaktete Nicolas Meslier den Club "Freunde des 2CV", die ihm alle möglichen nützlichen Ratschläge gaben, die Adressen von verschiedenen Sammlern um Teile zu finden für alle Fälle. Die Mechanik wurde überprüft, aber ein bißchen zu hastig, so erschien es Nicolas. Als die Fahrzeuge fertig waren, wurden sie nach Villeurbanne in der Nähe von Lyon überführt um von der Firma ATC (Sponsor eines 2CV-Clubs) ein "total covering" zu bekommen (Dekoration der kompletten Karosserie mit Aufklebern). Sie kamen wunderschön verändert heraus.


Bild 1

Ein Motor ging kaputt
Die Enten wurden begleitet von 2 Vans Fiat Ulysse, die auch nach der gleichen Art dekoriert wurden und mußten in 3 Wochen 8500 km unter schwierigen Bedingungen zurücklegen. Es war kein Mechaniker als Begleitung vorgesehen, dennoch schien es offensichtlich für die alten Fahrzeuge notwendig. Es war die Arbeit der gesamten Mannschaft, daß die Enten gut ankamen. Während der Überführung des gesamten Materials von Hossegor nach Puy du Fou, dem Start der Tour de France, fuhren 2 2CV's über Lyon, um sich von der gesamten Belegschaft des Wurstherstellers bewundern zu lassen. Die Mannschaft wurde sofort ins kalte Wasser geworfen, denn auf der Rückfahrt nach Roche sur Yon versagte ein Motor. Das passierte am Freitag abend, 2 Tage vor dem Start. Der Samstag ging vorbei, um einen Motor zu finden. Citroën lieferte einen Austauschmotor, aber dieser mußte eiligst hierher transportiert werden, ferner mußte eine Werkstatt gefunden und der Werkstattinhaber überzeugt werden, den Motor sofort zu tauschen. Vielen Dank an die Citroën Niederlassung in Roche sur Yon und ihren Chef.
Der Start der Tour begann am Sonntag mit 3 Enten, die vierte schloß sich der Gruppe Cochonou am Montag wieder an.

Überall außerordentlicher Empfang
Jeden Morgen sprangen die Enten auf dem Hotelparkplatz perfekt an, dann bei der Etappenabfahrt weigerten sich einige, wieder anzuspringen. Aber immer, wenn man Kummer hatte, fand sich eine Werkstatt, Citroën oder eine andere Marke, die bereitwillig für einen symbolischen Preis und mit großem Enthusiasmus Pannenhilfe leistete.
Die Radfahrer fuhren 3580 km, die Enten mußten auf der Straße alle Überbrückungsfahrten machen, die nicht immer ohne Risiken waren. Einmal, auf der Autobahn zwischen Metz und Grand Bornant, bei dichtem Verkehr, war eine Frau eingeschlafen und beschädigte einen 2CV. Innerhalb von nur 4 Stunden fand man einen 2CV-Freund in Ambutrix vom Club BBD Deuche, der zwei neue Kotflügel besorgte. Auf der anderen Seite erklärte sich ATC aus Villeurbanne bereit, dort hinzukommen und diese Kotflügel wieder neu zu bekleben. Und 6 Stunden später war das Auto wieder wie neu.
Während den Tagen und Wochen trieb man immer wieder Werkstätten und passionierte Entenfahrer auf, die halfen oder improvisierten; neben dem Motor und den Kotflügeln wurden gewechselt: eine Kupplung, die Zündkontakte, Gaszüge und einige Limas, ohne die alltäglichen Ölwechsel und Einstellarbeiten zu zählen. Wir brachten unseren kleinen Citroëns große Aufmerksamkeit entgegen, denn das Ziel war es, es bis Paris zu schaffen und auf der Champs-Elysees aufzufahren.

Der Rhythmus der Tour ist hart
Auf der Tour ist eine Etappe ungefähr 200 km lang, manchmal auch länger. Diese Kilometer werden in 6 - 7 Stunden gefahren. Es sind nicht die normalen Anforderungen an ein Auto, die es schwierig machen, sondern die Länge der Fahrt in so geringem Tempo. Der Rhythmus ist hart, die Fahrzeuge fahren mit 10 km/h für 5 Minuten, während die Hostessen die Würstchen aus den Autos heraus verteilen, dann muß wieder beschleunigt werden, um die Truppe einzuholen. Wieder abbremsen für eine weitere Periode der 5 minütigen Verteilung ... und das den ganzen Tag lang. Außerdem sind die Fahrzeuge sehr beladen. Die Mannschaft Cochonou hat Beifall verdient, denn sie sahen die anderen Mannschaften in ihren komfortablen Autos mit Klimaanlage und Servolenkung, etc. und das war manchmal wirklich hart für sie. Keine der Enten hatte Probleme mit Überhitzung, wie einige der modernen und hochentwickelten Autos, die oft Probleme hatten mit überhitzten Motoren, Bremsen und Kupplungen. Jeder geschaffte Berg war ein Moment der Emotion. Die Enten kamen unter dem Applaus des Publikums an und die Mannschaft war glücklich, diese Herausforderung wieder geschafft zu haben.
Einmal traf die Mannschaft den Verantwortlichen des 2CV Clubs von Beauce, Claude Lavrat, der in Thivars bereitwillig eine Nacht in seiner Werkstatt an den 2CV's arbeitete, sie durchsah und eine Kupplung wechselte. Er wird noch gerne an diese Nacht zurückdenken, nicht nur, weil er ohne Zweifel noch nicht alle Würste aufgegessen haben wird, die er vom Team Cochonou geschenkt bekommen hat. Denn es waren während des Ruhetages einige Dinge zu richten: Vergasereinstellung, Kupplungswechsel, Spiegelfeststellung, etc.
Die überstürzte Teilnahme erlaubte es Cochonou nicht, die Autos in perfekten technischen Zustand zu bekommen; sie waren von Baujahr 74 bis 84 und wurden in Eile durchgesehen und ausgestattet und das war nicht ausreichend.
Cochonou, der mit diesen Fahrzeugen auch an der Tour de France 2000 teilnimmt, hat Interesse, 4 identische 2CV anzuschaffen, alle das gleiche Modell, um die Austauschbarkeit von Ersatzteilen zu gewährleisten. Enten, richtig restauriert von A - Z, mit einem neuen, verzinkten Chassis, mit neuer Mechanik, neuer elektrischer Anlage, Auspuff, etc., um gegen alle Überraschungen gewappnet zu sein.

Das Publikum drehte durch
"Für die Agentur Solo machen wir seit Jahren Werbekarawanen. Für die Tour 1999 hatten wir 4 Karawanen. Ich gebe zu, daß wir niemals auf solch einen Enthusiasmus gestoßen sind. Während einer Etappe in den Pyrenäen hatten wir bei einer Ente ein technisches Problem und sie hat die Etappe am Abschlepphaken einer Kehrmaschine beendet. Ich glaube, daß dieses Auto am Ende der Karawane mehr Begeisterung auslöste als ein fahrendes Auto. Jedermann wollte diese Ente anfassen. Die Leute schrien, als man sie kommen sah: 'Da sind sie, die Deuches!'


Bild 2

Der 2CV hat ein außergewöhnlich sympathisches Image in der Öffentlichkeit. Es gab vom Publikum keine einzige negative Reaktion, keine herabsetzenden Äußerungen, nur Ermutigungen und Sympathiebekundungen. An einem Alpenpaß hat das Publikum eine Ente hochgeschoben. Grade bei den Berganstiegen ist viel Publikum zugegen, so daß oft angehalten werden muß, was dann der Kupplung viel abverlangt. Sofern eine Ente nicht wieder ansprang, schob immer das Publikum wieder an, was es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat."
Es ist schade, daß es kein gelbes Trikot für die Fahrzeuge der Werbekarawane gibt, denn Cochonou würde ganz oben auf der Siegertreppe stehen!

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